Freitag, 5. Februar 2016

Unglaubliches aus Tanzania

Tanzania im Umbruch, eine treffende Aussage zur Zeit. Denn John P. Magufuli, der seit Oktober 2015 amtierende Präsident mit dem Spitznamen "Bulldozer", scheint Tanzania wortwörtlich auf den Kopf zu stellen. Im letzten Jahr habe ich viel Unmut über Korruption und verschwindendes Geld gehört. Magufuli hat nun kurzerhand beschlossen, beides gänzlich zu beenden, zumindest ALLLES dafür zu tun.

 So hat er binnen kürzester Zeit unglaubliche Missstände aufgedeckt und aufdecken lassen und sofort Maßnahmen ergriffen: nun hat er zB. elektronische Geräte zur Verbuchung der Einnahmen bei staatlichen Krankenhäusern angeschafft, so dass zB. die Einnahmen des Zentralhospitals von Mbinga kurioserweise von 50 Millionen TZS (ca. 20.000€) auf 600 Millionen TZS (ca. 250.000€) pro Monat gestiegen sind. Korruptes Verwaltungspersonal und Vorstände wurden entlassen, Geld das für Staatsfeierlichkeiten geplant war in Krankenhausbetten investiert, Steuern werden effektiver und strikter eingetrieben, durch Bestechung erlangte Vorteile rückgängig gemacht und Häuser, die illegal auf Grundstücken errichtet wurden geräumt (was allerdings auch schon zu Protesten geführt hat und nun aufgrund sozialer Probleme weniger rabiat durchgeführt wird). Des weiteren bleibt Magufuli auch seinem Motto "hapa ni kazi tu" ("Hier gibt es nur Arbeit") treu und setzte zur Beseitigung zahlreicher Missstände knappe Fristen. Auch ließ er Verwaltungen auf die Arbeitsmoral kontrollieren und ging vehement gegen fehlenden Arbeitseinsatz vor.
Eine weitere bemerkenswerte Initiative ist die Ernennung jeden letzten Samstags zum Umwelttag, an dem Reinigungsaktionen und Baumpflanzungen stattfinden (61% Tanzanias sind von Desertifikation bedroht, weshalb örtliche Behörden 1,5 Mio Bäume pro Jahr pflanzen sollen) und Mwanzas Regionalchef musste erklären, warum Mwanza denn so dreckig sei und Lösungen bieten.
Auch Soziales kommt nicht zu kurz. Was mich unglaublich überrascht und erfreut hat ist John. P. Magufulis Engagement für Menschen mit Behinderung. Nachdem in Mwanza schon letzten Herbst ein Sportfest für Klassen mit behinderten und lernbehinderten Kindern statt fand, wurden nun diese Klassen zurück ans Licht geholt. Hatte Madame Sophia, eine Lehererin unserer Klasse, letztes Jahr ständig damit zu tun, auf's Amt zu rennen um nach Geld für die Klasse zu betteln, das sie erst nicht bekommen hat, erhält die Klasse seit neuestem 2 Millionen TZS (Ca. 1000€) pro Monat, was für Tanzania eine Menge Geld ist. Endlich können die Kinder ausgewogen und gesund ernährt werden, müssen nicht mehr hungern und die geistigen Behinderungen, die oft auch durch Nährstoff-, Vitaminmangel und Unterernährung mitverursacht wurden können gelindert und aufgehalten werden. Außerdem kann besseres Lernen ermöglicht werden. Dies ist ein gewaltiger Fortschritt, da gerade Menschen mit Behinderung bisher ganz weit unten auf der Prioritätenliste standen und eher versteckt wurden.
Aber auch für alle anderen Schüler hat sich etwas gewandelt, denn Schule ist von nun an kostenlos. Dies verursachte bereits Probleme, weil ein regelrechter Ansturm auf Grundschulen ausbrach, weshalb der Mangel an Raum und an Lehrpersonal möglichst schnell behoben werden muss.
Nun ist Magufuli nicht der Mann, der nur dasteht und Befehle gibt. Nein, durch aufsehenserregende Aktionen demonstiert er seine Einstellungen: Zum Umwelttag begab er sich selbst auf Dar es Salaams Straßen um selbst mit anzupacken und Müll zu beseitigen.

Was ich bisher über Magufulis Einsatz und Regierung gehört hat begeistert und es gibt Anlass zu großer Hoffnung für das Land. Auch Andere Länder insbesondere Ostafrikas schauen mit Begeisterung auf Tanzania und nehmen sich Tanzania als neues Vorbild. Im Internet kursiert der neue Hashtag #WhatWouldMagufuliDo. Möge Magufuli diese Hoffnungen nicht enttäuschen, Tanzania einen nachhaltigen Wandel bescheren und auch die Nationalparks und Naturwunder Tanzanias nicht aus den Augen lassen.

1 Kommentar:

  1. Wohooo, das klingt nach jemandem, der seine Ideale durchsetzen will und wirklich auf das Wohl der Bevölkerung aus ist. Möge er dieses Ziel lange verfolgen können und nur Leuten begegnen, die ihm dabei helfen wollen!
    Judith

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