Samstag, 30. Mai 2015

Vom Weiß sein



„Mzungu! Mzungu!“, ständig wird man so gerufen. Mzungu heißt übersetzt ungefähr so viel wie Reisender und ist die Bezeichnung für Weiße. Als Weißer ist man an vielen Orten Tanzanias nämlich definitiv etwas Besonderes. Ununterbrochen wird man angesprochen, gerufen oder einfach nur beobachtet. Auch wenn es gut gemeint ist, ist es auf Dauer schon recht anstrengend. Man gewöhnt sich daran, aber manchmal ist es aber einfach zu viel, immer eine Attraktion zu sein.
Abgesehen davon herrscht bei Vielen die Meinung, Weiß = reich. Ganz so falsch mag das auch nicht sein, bedenkt man, dass es hierzulande wohl selten Weiße gibt, die nicht genug zu essen haben und sich Sorgen um ihr Leben machen müssen. Dass es aber auch in Europa und Amerika durchaus sehr arme Menschen gibt, ist vielen nicht bewusst. Und dass auch wir als Freiwillige nicht unendlich Geld haben, bleibt auch oft unbeachtet, denn wer weiß ist, hat ja Geld, so meist die Meinung. So kann es durchaus passieren, dass wildfremde Menschen einen auf der Straße nach Geld fragen, obwohl sie nicht die allerärmsten sind. Das ist auch nicht böse gemeint, sondern hat etwas mit der Bedeutung des Geldes zu tun, worüber ich hier schon etwas geschrieben hatte.
Oft wird man als Weißer mit besonderer Gastfreundschaft behandelt. So wird man in der Kirche gern ganz vorne platziert, bekommt beim Warten auf Wechselgeld einen Stuhl angeboten oder wird kurzerhand zu Kuchen und Getränken einer Geburtstagsparty am Nachbartisch eingeladen.
Weiße sind also durchaus gern gesehen und geachtet, aber manchmal hätte wir einfach gerne dunkle Haut. Einfach unauffällig in der Menge untergehen, genauso behandelt werden, wie alle andern auch. Nicht besser, nicht schlechter. Nichts Besonderes mehr sein, nur aufgrund der Hautfarbe.
Ein anderer Aspekt des Weiß-Sein ist unser Leben. Wir sind Deutsche, uns stehen alle Möglichkeiten offen. Wenn eine Krise im Land ausbricht - sei es eine Naturkatastrophe, eine politischer Konflikt oder eine Epidemie – wir werden zuerst außer Lande gebracht. Wenn uns irgendwo im nirgendwo etwas zustößt, bringt uns ein Hubschrauber in das nächste Krankenhaus. Wenn die Behandlung teuer wird, dann wird sie halt teuer, das Wichtigste ist erstmal unser Leben. Wird aber ein Einwohner Engareseros beispielsweise plötzlich schwer krank, so muss er warten, bis das nächste Auto ihn die 7h bis in die nächste Stadt mitnimmt. Und wenn das zu lang braucht oder die Fahrt über die schlechte Straße zu anstrengend ist, dann stirbt er halt. So ist es.
Wir werden behandelt, als sei unser Leben mehr wert. Als seien wir besser, tatsächlich etwas Besonderes. Aber das sind wir nicht. Wir sind Weiß, aber wir sind einfach nur Menschen. Menschen, wie jeder andere auch. Egal wo er herkommt, welche Hautfarbe er hat und wie viel Geld. Wir sind alle Menschen.

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